Schuldebatte: "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern"

Veröffentlicht am 27.09.2008 in Presseecho

Die SPD-Landesfraktion war gestern in Ravensburg, gastierte unter anderem in der Kuppelnauschule. Ein Besuch mit Symbolwert, war Rektor Bosch doch erst kürzlich heftig mit der CDU-Landesregierung aneinander- geraten. SPD und Pädagoge sind sich indes einig: Das dreigliedrige Schulsystem hat keine Zukunft.

"Das ist keine Floskel", begrüßte Rudolf Bosch die Gäste im dritten Stock der Kuppelnauschule aus Stuttgart. "Es freut mich sehr, dass Sie hier sind." Die Freude ist verständlich, musste sich der engagierte Pädagoge doch erst kürzlich als Totengräber der Schule beschimpfen lassen, zumindest der Schule, wie wir sie heute kennen. Zur Erinnerung: Im Sommer dieses Jahres fordert Rudolf Bosch in einem offenen Brief zusammen mit 100 Rektoren die Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems. CDU-Fraktionschef Stefan Mappus fordert daraufhin, den Schulleiter von seinem Posten zu entfernen. Bosch muss zum Rapport nach Stuttgart, behält aber Amt und Würden. In der Krise bekommt er demonstrativ Unterstützung vom Gemeinderat Ravensburg. Und gestern wiederholt von SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel: "Mit unserem Besuch stärken wir Rudolf Bosch den Rücken, das es richtig ist, seinen Weg zu gehen."

Leidenschaftlich diskutiert

Allein um Symbolik ging es aber nicht, Gäste und Gastgeber diskutierten leidenschaftlich über die brisanten Themen der aktuellen Bildungspolitik: "Die größten Befürworter des dreigliedrigen Schulsystems sind die, die ihre Kinder nicht auf eine Hauptschule schicken", sagte Landtagsabgeordneter Norbert Zeller, worauf der Runde spontan der Klassiker von Liedermacher Franz Josef Degenhardt einfiel: "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern."
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Statt Klampfe und Maultrommel hob Zeller aber noch einmal die aktuellen Forderungen der SPD-Fraktion heraus: "Wir wollen, dass die Schüler auch auf einer Hauptschule den Realschulabschluss machen können", sofern die jeweilige Hauptschule das wünscht. Nur so ließe sich ein Schulsterben verhindern, denn: "50 Prozent aller Hauptschulen im Land sind einzügig" - und damit in ihrer Existenz gefährdet.

Realschulabschluss an der Hauptschule; für SPD wie auch für Rudolf Bosch kann dies nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einer Systemänderung: "Langfristig streben wir ein gemeinsames Lernen aller Schüler an bis zur zehnten Klasse", so der Tenor. Anke Ricklefs, Ausbildungscoach an Hauptschulen, würde diesen Weg mitgehen, denn: "Hauptschüler mit Migrantenhintergrund haben keine Bewerbungschancen." Ein Grund mehr, diesen Schülern einen höheren Schulabschluss zu erleichtern.

Die Kuppelnauschule weiß, wovon sie spricht, kommen ihre 170 Schüler doch aus 32 Nationen, insgesamt 80 Prozent besitzen einen Migrantionshintergrund. Dass Lernen auch in einer multikulturellen Gemeinschaft funktioniert, zeigt die Grund- und Hauptschule seit Jahrzehnten. 1976 gestartet, gilt sie als Einrichtung mit Modell- und Pioniercharakter, heimst regelmäßig Preise für Bildungsangebot und Umweltengagement ein.

Ein "unmöglicher" Lehrer

Die Kuppelnau ist eben "eine besondere Schule", heißt es immer wieder, ein Etikett, mit dem sich Rektor Rudolf Bosch offensichtlich bestens identifiziert: "Ich bin ein ,unmöglicher" Lehrer", sagt der Pädagoge. "Und das bin ich gerne." Jetzt ist es an der SPD, das "Unmögliche" wahr zu machen.

Aus der Schwäbischen Zeitung vom 27.09.2008

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